Fr 24.06. – Beginn: 21:00 Uhr – Eintritt: 15/10 €
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Christian von der Goltz (p), Nesin Howhannesijan (b), Rainer Winch (dr)
TRICHOME is a structure on plant‘s leaves absorbing sunlight to protect the plant. This can be seen as a metaphor for the conception of this trio, which is trying to absorb all kinds of input from different sources into its music. With use of electronics, effects, experimental sounds as well as influences from all musical styles existing, the sound of Trichome can be described as quite different as from classic piano trios. One definition could be: experimental/ electronic/ hip hop/ odd meter jazz- but the answer may be up to one self after listening to Trichome.
Nesin Howhannesijan
Nesin Howhannesijan is born in Berlin, Germany. He is classically trained and started playing Violine from age 6. Later on he switched to double bass. He studied with Mickey Bahner, David Clark, Dave Santoro, Bruce Gertz, Paul Del Nero, Dieter Ilg and earned his diploma at Berklee College Of Music, where he studied from 2000-2004… Nesin Howhannesijan toured with several orchestras (Boston Conservatory, Neues Sinfonieorchester Berlin..), big-bands and small groups through the US and Europe.
Projects and gigs with international artists:
Charlie Mariano, Herb Geller, Nils Landgren, Rolf Kühn, Dusko Goykovich, Hiromi Uehara, Gevork Dabaghyan, Vardan Ovsepian and many more…
Nesin Howhannesijan released five Cd´s as a leader on several jazz labels such as Konnex, Atelier SawanoRecords (liner notes by Walter Norris), Trichome on Doublemoon/ Challenge Records… as well as many recordings as a sideman. The Nesin Howhannesijan trio was opening the Festival Music´n Migration 2012.
Prizes:
Jazz Price from the Senat of Berlin for the Jazzgroup `Nesin Howhannesijan Trio´
‚Excellent academic performance‘ Berklee College of Music
Endorsements
Remic Microphones DK
“Nesin has a unique style of bass playing which is strong and expressive. He is an intelligent and passionate musician.“ -Bruce Gertz (professor, Berklee College of Music)

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TRICHOME
Natürlich hat man das alles schon mal gehört – irgendwann, irgendwo, irgendwie. Natürlich ist es wieder ein Pianotrio, die traditionellste, am dichtesten frequentierte, aber auch am häufigsten pauschalierte Besetzungsform des Jazz. Wer immer sich darauf einlässt, muss sich gewaltig strecken, um ständig gegen alle Vorurteile anzuspielen. „Das gleichschenklige Dreieck“ oder „spannende Interaktion“ und „gleichberechtigte Gruppenstruktur“: Sinnleere Phrasen wie diese schießen zunehmend ins Kraut, belegen aber auch eine gewisse Ratlosigkeit gegenüber einem in sich selbst erstarrenden Phänomen.
Vielleicht einfach mal in eine ganz andere Richtung denken. Vielleicht den Bassisten, der im Pianotrio meist die Fäden in der Hand hält und vieles unscheinbar miteinander verbindet, zum Primus inter pares küren. „Ich habe mit Trios schon meine Erfahrungen“, erklärt Bassist Nesin Howhannesijan. „Für mich ist es das interessanteste Format überhaupt. Hier bekommt jeder Musiker den Raum, den er gerne haben möchte.“ Im konkreten Fall handelt es sich um ihn, einen Deutschen mit armenischen Wurzeln, den Pianisten Benny Lackner, der unter anderem bei Brad Mehldau studierte und dessen Vater aus Amerika stammt, sowie den Schlagzeuger Diego Piñera aus Uruguay. Der kleinste gemeinsame Nenner der drei ist Berlin, die kulturelle Hauptschlagader Deutschlands und ihr Wohnort, der größte trägt den Namen „Trichome“.
Bei einem Trichom handelt es sich um die Antennen oder Fühler einer Pflanze, die das Sonnenlicht absorbieren sollen. Besser lässt sich die Philosophie des Trio nicht beschreiben: Die Musiker absorbieren alle umherfliegenden Einflüsse und verarbeiten sie zu einer eigenständigen, durchaus neuen Musik, die neben akustischen Passagen auch stimmig dosierten, durchaus mutigen Einsatz von elektronischen Effekten, experimentellen Sounds, Hip-Hop, Odd-Meter-Jazz, der europäischen Klassik sowie Volksmusik vom Balkan, aus Asien und dem Orient beinhaltet. Keine Standards – was sich von selbst versteht – dafür neun Eigenkompositionen (bis auf „Con Dos Cojones“ von Benny Lackner alles aus der Feder von Nesin Howhannesijan) mit ungeraden Rhythmen, subtilem Punch und großer Sensibilität. Lackner benutzt das Korg Kaos Pad, das jede Menge verwirrender, spannender Sounds generiert, während Piñera nicht wie ein konventioneller Drummer agiert, sondern Gongs und andere Perkussionsinstrumente erklingen lässt. Das Energielevel fällt nie unter ein bestimmtes Niveau, die Komplexität der Strukturen erleichtert interessanterweise den Hörgenuss. Es geht immer um die Balance der drei Instrumente, um einen Gleichklang, der alle Beteiligten auf eine Stufe hebt.
Der Titel „Unknown Prophet“ steht für den Bassisten symbolisch für eine ganze Reihe unbekannter Musiker, die sich längst von den überlieferten Gesetzmäßigkeiten emanzipiert haben und die eigentlich mehr offene Ohren verdient hätten. Dass Trichome dieses Schicksal teilen, glaubt Nesin Howhannesijan nicht. „Wir kommen alle aus der Tradition. Natürlich ist sie unser Vokabular, mit dem wir uns verständigen. Aber Jazz ist mittlerweile ein derart weites Feld geworden, dass wir unsere Inspirationen nicht nur aus der Vergangenheit, sondern auch aus der Gegenwart ziehen. Was wir interessant finden, das bauen wir auch ein. Bei uns ist alles erlaubt und möglich.“ Trichome besitzen jedenfalls einen weitaus größeren Fundus, als dies weiland bei Bill Evans, dem Gralshüter des modernen Pianotrios, in den 1960er Jahren der Fall war. Das Faszinierende dabei: Die Musiker funktionieren nicht mehr als ein bloßer Zusammenschluss dreier herausragender Solisten (die sie zweifellos sein könnten), sondern als organische, in sich geschlossene, aufeinander abgestimmte Einheit. Howhannesijan, Lackner und Piñera präsentieren das Pianotrio im Jahr 2020 als ganzheitliches, neues Instrument und schieben damit den Horizont des Jazz wieder ein Stückchen weiter nach hinten.
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